menu

Cybergrooming-Studie 2024 der Medienanstalt NRW: Kinder und Jugendliche wünschen sich mehr Hilfs- und Beratungsangebote

Heutzutage ist es leicht, über soziale Medien oder Messenger-Dienste mit anderen zu kommunizieren. So kann man sich schnell und einfach mit den eigenen Eltern, Freund*innen oder Bekannten austauschen und Beziehungen pflegen. Jedoch nutzt knapp ein Drittel der Kinder und Jugendlichen das Internet auch, um neue Kontakte zu Fremden zu knüpfen. Allerdings weiß man dabei nicht immer, wer tatsächlich hinter einem Account steckt und Kinder und Jugendliche können mit Personen in Kontakt kommen, die negative Absichten haben. Erwachsene bzw. Täter*innen sprechen Kinder möglicherweise mit dem Ziel an, sie sexuell zu belästigen oder sogar zu missbrauchen. Diese gezielte Ansprache im Netz nennt man Cybergrooming. Die diesjährige Studie „Kinder und Jugendliche als Opfer von Cybergrooming“ der Landesanstalt für Medien NRW beschäftigt sich damit, welchen Formen von Cybergrooming 8- bis 17-Jährige derzeit ausgesetzt sind, wer die Täter*innen sind und welche Informations- und Hilfsangebote Kinder und Jugendliche sich wünschen.

Ein Viertel aller Kinder und Jugendlichen war bereits von Cybergrooming betroffen

Schon ab dem 12. Lebensjahr steigt die Zahl der Kinder, die schon einmal Opfer von Cybergrooming waren, rasant an. Kontakt zu Täter*innen entsteht beispielsweise über Instagram (13%), WhatsApp oder Facebook (jeweils 11%), Snapchat (10%) oder vor allem bei jüngeren Kindern auch über TikTok (9%). Aber häufig kennen die Betroffenen die erwachsenen Täter*innen auch im realen Leben oder entfernter durch Freund*innen. Ältere Jugendliche werden vor allem von Tätern, die sich als männlich präsentieren, mit unangemessenen Nachrichten konfrontiert, während Jugendliche unter 15 Jahren zumeist von vermeintlich weiblichen Täterinnen kontaktiert werden. Oft geben diese vor, gleichaltrig zu sein und gemeinsame Interessen zu teilen (38%), machen ihnen Komplimente (28%) oder zeigen Verständnis für eine schwere Lebenssituation der Kinder und Jugendlichen (19%). In beinahe einem Sechstel aller Fälle geben die Täter*innen ihre wahren Absichten dabei nicht sofort preis, sondern gewinnen erst deren Vertrauen durch wiederholten Kontakt.

Nachdem längere Zeit miteinander geschrieben wurde, fangen die Täter*innen an, Forderungen zu stellen. Etwa, dass ihre Opfer sich persönlich mit ihnen treffen (16%) oder ihnen Nacktbilder oder -videos von sich schicken sollen (10%). Um ihre Forderungen erfüllt zu bekommen, versprechen Täter*innen oft etwas, das die Betroffenen haben möchte, so wie Kleidung, In-Game-Währung oder Geld (12%) oder geben sich als ein Talentscout oder Fotograf aus (10%). Auch verschicken sie häufig eigene Nacktbilder, um den Kindern und Jugendlichen einen Austausch sexueller Inhalte aufzuzwingen (11%). Die erhaltenen privaten Informationen und intimen Bilder und Videos werden oft zur weiteren Erpressung verwendet, z. B. wird mit deren Veröffentlichung gedroht oder dass sie an Familie und Bekannte geschickt werden oder seltener auch mit Personenschaden an dem*der Betroffenen selbst oder an Familie und Freund*innen.

Kinder wünschen sich mehr Informations- und Hilfsangebote zu Cybergrooming

Obwohl die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen angibt, sich gut oder sogar sehr gut mit Cybergrooming auszukennen, berichten dennoch vor allem jüngere Kinder, dass sie nicht wissen, wie sie sich im Fall von Cybergrooming verhalten zu haben. Trotz der Tatsache, das die meisten Kinder und Jugendlichen auf unangemessenes Verhalten damit reagieren, dass sie die Person blockieren (61%) und den Kontakt abbrechen (51%), sich an eine Vertrauensperson wenden (40%), die Person bei der Plattform melden (33%) und Screenshots als Beweise machen (27%), gibt dennoch ein Viertel aller Betroffenen an, dass sie trotzdem weiterhin Kontakt zu dem*r Täter*in gehalten haben, nachdem sie herausgefunden haben, dass der*die Chatpartner*in erwachsen ist. Hauptgründe dafür waren, dass die Person ihnen Komplimente gemacht hat und sie es cool fanden, dass eine ältere Person an ihnen Interesse zeigte, dass sie ihnen mit ihren Problemen geholfen hat oder einfach, weil andere in ihrem Umfeld das „auch machten“ und sie „mal sehen wollten, was passiert“.

Es ist wichtig, dass Kinder und Jugendliche über Risiken der Online-Kommunikation aufgeklärt werden, für mögliche Gefahren sensibilisiert werden sowie wissen, wie sie sich wehren können und wo sie Hilfe finden. Viele Kinder und Jugendliche wünschen sich, dass das Thema in der Schule stärker behandelt wird (62%), dass mehr Chancen geschaffen werden, um es mit den Eltern (42%) und Gleichaltrigen (34%) zu besprechen und dass es mehr Beratungs- und Hilfsangebote wie Meldestellen (29%), polizeiliche Initiativen (29%) und Hilfshotlines und Mailservices gibt (26%). Viele der Befragten gaben auch an, Hilfs- und Beratungsstellen zwar zu kennen, diese aber nicht zu nutzen. Dies liegt wahrscheinlich unter anderem daran, dass es über einem Viertel der Kinder und Jugendlichen unangenehm ist, über Cybergrooming zu sprechen und 31% keinen Ansprechpartner haben, dem sie sich in solch einem Fall anvertrauen können.

Die unten aufgelisteten Ressourcen können dabei helfen, sich über Cybergrooming zu informieren und Lehrkräfte dabei unterstützen, das Thema im Unterricht aufzuarbeiten und Kindern und Jugendlichen Hilfs- und Beratungsangebote näherzubringen.

Vodafone-Studie: Schüler*innen wünschen sich mehr KI-Einsatz in der Schule

Künstliche Intelligenz ist mittlerweile in fast allen Lebensbereichen vertreten: im Alltag, im Berufsleben und im Bildungswesen. Häufig wird bei der Diskussion um den Einsatz von KI jedoch nur die Perspektive von Erwachsenen berücksichtigt. Die neue Studie der Vodafone-Stiftung „Pioniere des Wandels“ hingegen hat zu Jahresbeginn Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 20 Jahren aus Deutschland zu ihren Eindrücken, Wünschen und Vorschlägen für den Umgang mit KI im schulischen Kontext befragt. In der Studie äußern sich die Befragten klar zu den von ihnen wahrgenommenen Vorteilen und Nachteilen von KI im Unterricht und stellen vor, welche Themen und Kompetenzen für die sichere Nutzung von KI sie in der Schule vermittelt bekommen wollen.

KI spielt eine wichtige Rolle in Alltag, aber noch nicht in der Schule

Drei Viertel aller Befragten gaben an, schon einmal eine KI-Anwendung für persönliche oder schulische Zwecke genutzt zu haben. Besonders beliebt sind dabei Anwendungen wie ChatGPT (46%), Google Lens (25%) und DeepL (19%). Vor allem werden diese zur Informationssuche (58%), für Begriffs- und Themenerklärungen (jeweils 50% und 45%) und für das Aufzeigen von Lösungswegen (32%) genutzt. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sehen darüber hinaus auch großes Potenzial in der Nutzung von KI für Übersetzungen und ein besseres Verständnis von Fremdsprachen (84%), zum Lösen mathematischer Aufgaben (72%) und zur Erstellung von Zusammenfassungen (68%). Jedoch besitzen viele nicht ausreichend Informationen über Künstliche Intelligenz, um diese effektiv und sicher zu bedienen und mit Herausforderungen richtig umzugehen.

Deswegen wünscht sich die Mehrheit die Thematisierung und Nutzung von KI als festen Bestandteil des Unterrichts. Denn derzeit kommt KI an Schulen nach Angaben der Befragten noch rundum zu kurz: nur 17% aller Schulen haben bereits klare Regelungen bezüglich KI, an drei Vierteln aller Schulen ist KI hingegen entweder gar kein Thema oder es gibt noch keine einheitlichen Regelungen für deren Nutzung. 7% der Schulen haben KI sogar komplett verboten. Und das, obwohl die Mehrheit der 14- bis 20-Jährigen davon überzeugt ist, dass KI den Unterricht in den kommenden drei bis fünf Jahren stark verändern wird. Auch glauben sie, dass KI-Kenntnisse für ihr späteres Berufsleben unerlässlich sein werden.

Deswegen ist eine Einführung in das Thema nach Schulabschluss, etwa in der Universität oder bei der Ausbildung, für viele Befragte zu spät. Sie meinen, Schüler*innen sollten schon ab der Sekundarstufe I im Umgang mit KI geschult werden. Am sinnvollsten halten die Befragten dabei den Start ab der 7. Klasse (33%), aber auch der Beginn ab der 5. Klasse wird von vielen befürwortet (24%). Einen Einsatz von KI in der Grundschule wünscht sich hingegen kaum jemand. Besonders stark soll KI im Fremdsprachenunterricht (57%), in Mathe (57%) und in naturwissenschaftlichen und technischen Fächern (51%) eingesetzt werden.

KI für individuellen und effektiven Unterricht, nicht für den Ersatz von Eigenleistungen

Zwar sieht mit drei Vierteln die Mehrheit den Einsatz von KI positiv, jedoch stehen besonders Jugendliche und junge Erwachsene mit einem niedrigeren formalen Bildungsniveau KI eher kritisch gegenüber. Dies kann daher stammen, dass diese oft über weniger Informationen und Kenntnisse über KI verfügen. Diese Wissenslücke könnte zu einer Vergrößerung der „Digital Divide“ führen und Schüler*innen aus solchen Verhältnissen bei der Nutzung von KI-Technologien benachteiligen. Viele der Befragten halten es deshalb für wichtig, sowohl die Vorteile von KI für die Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft zu beleuchten als auch die Gefahren und die Bewältigung von Problemen im Bezug auf KI an Schulen zu behandeln. Auch sollen die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von KI in der Schule und im Alltag aufgezeigt werden und die konkrete Bedienung und Funktionsweise von KI erläutert werden. Dieses Wissen über KI soll mit konkreten Kompetenzen verknüpft werden, die einen sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit KI gewährleisten sollen. So wollen Schüler*innen lernen, dass man nicht alles glauben soll, was man liest oder sieht (64%), Informationen kritisch hinterfragen muss (50%) und wie man seine Daten online schützt (59%).

Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen versprechen sich durch den Einsatz von KI unter anderem stärker individualisierten Unterricht, z. B. durch Erklärungen von Themen, die man nicht verstanden hat (49%), Analyse von Fehlern und Vorschläge für Verbesserungen und Erklärungen während des gesamten Lernprozesses (42%) und durch die anschauliche Gestaltung des Unterrichts durch den Einsatz von digitalen Inhalten (38%). Andererseits machen sich viele Sorgen, dass die eigenen Leistungen nicht mehr von KI-generierten Antworten zu unterscheiden sein werden (57%), man das Lernen an sich verlernt (49%) und Betrugsversuche nicht mehr aufdeckbar sein werden (34%). Auch erkennt ein großer Teil, dass in KI bestimmte Vorurteile einprogrammiert sein könnten und diese bestimmte Perspektiven nicht berücksichtigen könnte (30%).

Im Bezug auf das erste Problem, der erschwerten Abgrenzung von Eigenleistungen und Antworten einer KI, wurden die 14- bis 20-Jährigen nach potenziellen Lösungsansätzen gefragt. Mit 59% wünscht sich die Mehrheit, dass Prüfungen weniger Auswendiglernen beinhalten und aus mehr Anwendungs- und Problemlösungsfragen bestehen. Auch fordert über die Hälfte, dass Prüfungen stärker an den individuellen Lernstand der Schüler*innen angepasst werden sollten. Einige schlagen darüber hinaus vor, dass Klausuren durch eine kontinuierliche Bewertung des Lernfortschritts ersetzt werden könnten oder als mündliche Prüfungen abgehalten werden könnten.

Die Studie zeigt auf, dass Schüler*innen den Einsatz und die Nutzung von KI und die Vermittlung von Wissen und Kompetenzen rund um KI an Schulen fordern. Lehrkräfte sind gefordert sich relevante Kenntnisse und Fähigkeiten anzueignen, um Informationen über KI kompetent an ihre Schüler*innen vermitteln zu können. Die unten aufgelisteten Unterrichtsmaterialien und Angebote sollen Lehrkräfte dabei unterstützen, erste Eindrücke zum Thema KI zu gewinnen und KI im Unterricht zu thematisieren:

Leichte Sprache-Spezial: Unterrichtsmaterialien in leichter Sprache

Es ist die Aufgabe aller Lehrkräfte, ihre Schüler*innen so gut wie möglich auf ihrem Bildungsweg und bei ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen. Dazu zählt jedoch nicht nur die Schulung in den klassischen Fächern wie Deutsch, Mathematik oder Englisch, sondern auch der Erwerb weiterer wichtiger Kompetenzen. Mit der rasanten Digitalisierung wird besonders die Medienbildung ein immer bedeutender Teil jener Kompetenzvermittlung.

Allerdings fällt es oft schwer, angemessene Unterrichtsmaterialien für junge Menschen mit Einschränkungen beim Lesen und Verstehen zu finden. Um allen Kindern und Jugendlichen den Zugang zu wichtigen Informationen und Bildungsinhalten zu ermöglichen, müssen deswegen Angebote in leicht verständlicher Sprache her. Diese fördern die Inklusion und Teilhabe aller Kinder und Jugendlichen an der digitalen Gesellschaft und ermöglichen es ihnen, sich sicher und selbstbewusst im Internet zu bewegen. Deswegen haben wir für Sie kostenlose Arbeitsblätter, Erklärtexte, Broschüren und vieles mehr in Leichter Sprache zu den Themenfeldern Jugendmedienschutz und Medienpädagogik gesammelt, um die Förderung der digitalen Kompetenzen aller Schüler*innen zu erleichtern.

Definitionen und Erklärtexte rund um Medien

Für den Einstieg in die Medienbildung und die Aneignung erster Kenntnisse ist es oft hilfreich, zentrale Begriffe wie Medien, Digitalisierung oder soziale Netzwerke nachschlagen zu können. Die folgenden Angebote bieten kurze, leicht verständliche Begriffsdefinitionen und längere Erklärtexte in vereinfachter Sprache, um grundlegende Fragen wie „Was ist ein Computer?“ oder „Was kann ich mit einem Smartphone alles machen?“ zu klären.

Unterrichtseinheiten und -materialien zur Medienbildung

Umfangreichere Unterrichtseinheiten aus beispielsweise Arbeitsblättern, Broschüren, Stundenablaufplänen und Videos hingegen eignen sich, um Themen zu vertiefen und zu festigen. Die hier vorgestellten Materialien thematisieren verschiedenste medienpädagogische Schwerpunkte, wie Cybermobbing, Desinformation und Extremismus, aber auch die Rolle von Influencer*innen, Geschlechterstereotypen in Musikvideos und Datenschutz. Einige wurden fächer- oder altersspezifisch konzipiert, während andere frei in allen Klassenstufen und Fächern eingesetzt werden können, soweit gewünscht.

Für Eltern stellt Elternguide.online zusätzlich Texte in Leichter Sprache zu Verfügung. Sie sollen dabei helfen, den richtigen Medieneinsatz für verschiedene Altersklassen einzuschätzen und welche Angebote und Geräte sich für Kinder und Jugendliche in verschiedenen Lebensphasen eignen.

Lauter Hass, leiser Rückzug: Immer mehr fordern stärkere Medienbildung gegen Hass im Netz

Die Hälfte aller deutscher Internetnutzer*innen wurden schon einmal mit Hass im Netz konfrontiert, so lautet ein Ergebnis der neusten Studie „Lauter Hass, leiser Rückzug“ des Kompetenznetzwerks Hass im Netz. Mehr als 3.000 Teilnehmer*innen ab 16 Jahren wurden in der Studie zu ihrer eigenen Wahrnehmung und ihren Erfahrungen mit Hass im Netz befragt. Besonders stach dabei hervor, dass Jugendliche überdurchschnittlich oft Kontakt zu hasserfüllten Inhalten hatten, dreimal so viel wie die älteste erfasste Altersgruppe. Auch wurde beleuchtet, wie Jugendliche auf problematische Situationen reagieren und Hilfestellung leisten, welche Folgen Betroffene mit sich tragen und welche Wünsche und Ansprüche an das Bildungswesen Nutzer*innen stellen.

Über ein Viertel aller Jugendlicher war schon einmal von Hass im Netz betroffen

69 Prozent aller Jugendlicher und junger Erwachsener im Alter von 16 bis 24 Jahren haben schon einmal selbst Hass im Netz gesehen; über ein Viertel hat sich sogar selbst als Ziel solcher Kommentare wiedergefunden. Frauen und Personen, die einer Minderheit angehören, kommen dabei überproportional oft mit Hass in Berührung. Frauen, Personen mit nicht heterosexueller Orientierung und Personen mit Migrationshintergrund, vor allem mit sichtbarem Migrationshintergrund, erfahren im Schnitt mindestens 10 Prozent mehr Hass als andere Bevölkerungsgruppen. Zudem nehmen junge Menschen auch Politiker*innen (60%), Geflüchtete (58%), Aktivist*innen (54%) und religiöse Gruppen wie Muslime (45%) und Juden (31%) als häufige Ziele für aggressive und abwertende Aussagen wahr.

Häufig richten sich hasserfüllte Beiträge daneben gegen die politischen Ansichten, das Aussehen und die körperliche und psychische Gesundheit der Betroffenen. Betroffene berichten vor allem von Beleidigungen als verbreitetster Hassakt, gefolgt von der Verbreitung von Falschinformationen über einen selbst, sexueller Belästigung, unter anderem durch das Zuschicken von Nacktfotos oder Dickpics, und Bedrohung und Doxing. Frauen werden dabei weitaus häufiger Opfer sexualisierter Gewalt und erhalten fast doppelt so häufig ungefragt Nacktbilder, während Männer eher physische Gewaltandrohungen zugestellt bekommen.

Soziale Medien als Verbreitungsorte für Hass

X (früher: Twitter) wird von der Hälfte der Befragten als häufigster Schauplatz für Hass genannt. Knapp dahinter befinden sich TikTok (47%), Facebook (41%) und Instagram (38%). Messenger-Dienste wie WhatsApp werden hingegen eher selten benannt, mit der Ausnahme von Telegram, welcher häufiger nicht im privaten Kreis, sondern für seine öffentlichen Channels genutzt wird. Gleichzeitig nennt über die Hälfte der Befragten X, TikTok, Facebook und Instagram allerdings auch als Plattformen mit den leichtesten Meldewegen, während besonders Messenger-Dienste und Gaming-Plattformen eher schlecht abschneiden.

Dennoch greifen die meisten Jugendlichen zu passiveren Umgangsformen mit Hass wie das Blockieren und Stummschalten von Hassverbreitern (46%), das Privatstellen des eigenen Profils (40%) und dem Ignorieren von Kommentaren (36%). Betroffene sind hingegen öfter proaktiver: Drei Viertel melden den Plattformen Hass und zwei Drittel äußern sich kritisch gegenüber solchen Beiträgen und Kommentaren. Etwas weniger als die Hälfte zieht sich jedoch als Antwort auf Hass im Netz komplett sozial zurück und berichtet von psychischen Beschwerden (35%), Problemen mit dem Selbstbild (35%) und einem Rückgang der Online-Aktivität (34%). Fast die Hälfte deaktiviert und löscht ihr Profil daraufhin oder hört auf, auf der Plattform zu posten. Hilfsangebote dritter Parteien wie Meldestellen, Beratungsstellen oder der Polizei werden hingegen von allen Nutzer*innen wenig genutzt.

Hass im Netz gefährdet die Vielfalt im Internet

Die Mehrheit der Befragten macht sich Sorgen, dass andere sich durch Hass im Netz eingeschüchtert fühlen und weniger an Diskussionen teilnehmen, sich seltener zu ihrer eigenen politischen Meinung bekennen oder das Gefühl haben, sie müssen ihre Beiträge bewusst vorsichtiger formulieren. Vor allem Frauen, junge Erwachsene und Minderheiten bekennen sich dazu, sich von Onlinediskussionen ausgeschlossen zu fühlen. Dadurch werden sie bei politischen Debatten und bei der Meinungsbildung benachteiligt.

Deswegen fordern 84 Prozent aller Befragten, dass Hass im Netz im Unterricht stärker behandelt und fest in Lehrplänen verankert werden sollte. Sie verlangen mehr und umfangreichere Fortbildungen für Pädagog*innen und eine stärkere finanzielle Förderung von Projekten aus der Medienbildung.

Projekte wie Medien in die Schule sollen Lehrkräfte dabei unterstützen, gemeinsam mit ihren Schüler*innen Themen wie Hass im Netz und seine Auswirkungen auf die Gesellschaft zu behandeln sowie Reaktions- und Handlungsmöglichkeiten zu erlernen.

Eine Auswahl an hilfreichen weiterführenden Materialien zum Thema „Hass im Netz“ finden Sie hier:

Mediengewichtungsstudie 2023: Soziale Medien als wichtigste Informationsquelle unter Jugendlichen

Auch im vergangenen Jahr haben sich die Medienanstalten mit dem Einfluss verschiedener Medien auf die Meinungsbildung in Deutschland befasst. Dazu wurde der Medienalltag von 1.412 Studienteilnehmenden ab 14 Jahren im Rahmen der Mediengewichtungsstudie 2023 erfasst und ausgewertet. Berücksichtigt wurden dabei die Mediengattungen Fernsehen, Radio, Internet, Zeitung, Zeitschrift und Magazin.

Ein besonderes Augenmerk wurde bei der Auswertung auf die Funktion von Intermediären wie sozialer Netzwerke bei der Verbreitung von Informationen gelegt. Vor allem Kinder und Jugendliche haben oft Probleme damit, wahre von verfälschten Inhalten zu unterscheiden und die Legitimität von Anbietern einzuschätzen, sind jedoch gleichzeitig besonders im Internet einer andauernden, stetig wachsenden Flut an Desinformation und Verschwörungserzählungen ausgesetzt. Es ist deswegen wichtig, die Reichweite solcher digitaler Angebote einzuschätzen, um Minderjährige auf künftige Herausforderungen vorbereiten zu können.

Das Internet übertrifft das Fernsehen erstmals als wichtigstes Informationsmedium

Im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau von 2019 ist die Mediennutzung für informative Zwecke im letzten Jahr etwas angestiegen. Insgesamt gaben 81,4 Prozent aller 14- bis 29-Jährigen an, Medien täglich für die Informationssuche zu verwenden. An erster Stelle stand dabei das Internet, welches von knapp über der Hälfte jeden Tag für Informationen genutzt wird, und übertraf damit erstmalig das Fernsehen als dominanteste Informationsquelle. Bei den jüngeren erfassten Altersgruppen betrug dieser Wert sogar bis zu 70,9 Prozent. Auch messen Jugendliche dem Internet deutlich mehr Bedeutung bei der Informationssuche bei als Erwachsene. Aber auch klassische Angebote wie das Fernsehen, Tageszeitungen und das Radio werden weiterhin von ihnen genutzt.

Die Angebote klassischer Anbieter bleiben im Internet jedoch weiterhin beliebt: mit 30,8 Prozent liegen sie auf dem 2. Platz der wichtigsten Info-Touchpoints für Jugendliche, hinter originären Onlineangeboten. Auch die sozialen Medien, Internetangebote und Angebote des Rundfunks werden von dieser Altersgruppe als bedeutend für den Informationskonsum erachtet.

Instagram als wichtigste Informationsquelle unter Jugendlichen

Insgesamt ist die Nutzung von Intermediären im Vergleich zu den Vorjahren gesunken. Jedoch bleiben sie für den Informationszyklus weiterhin relevant. Während die Suchmaschine Google bei allen anderen Altersgruppen die höchste Tagesreichweite verzeichnete, zeigte sich Instagram mit beinahe einem Drittel aller Befragten als Sieger bei den unter 30-Jährigen. Google folgte mit etwas Abstand auf Platz 2 (26,1%), während YouTube (25,7%), TikTok (11,7%) und Facebook (8,1%) den Rest der Top 5 bekleideten.

Die sozialen Medien stechen damit noch vor anderen Onlineangeboten als wichtigste Informationslieferanten hervor. Allerdings nimmt die Mehrheit Nachrichten nur nebenher auf und nutzt die Plattformen primär für andere Zwecke wie der Unterhaltung oder Kommunikation mit Freund*innen und Familie. Nur für 10,5 Prozent sind Informationen der Hauptgrund für ihre Nutzung von sozialen Medien. Auch halten über die Hälfte die Informationen, die ihnen in ihrem Feed angezeigt werden, für ausreichend.

Dennoch hält knapp über ein Viertel die sozialen Medien für wichtige Nachrichtenquellen und nutzt diese täglich für solche Zwecke. Auch hat über ein Drittel mindestens ein Nachrichtenangebot auf einem oder mehreren der Netzwerke abonniert. Besonders beliebt sind dabei Angebote klassischer Medien (44,8%), eines Fernsehsenders (35,7%) und von Tageszeitungen (25,3%), aber auch von individuellen Content Creators wie privaten Nutzer*innen (26,1%) oder Blogger*innen, Influencer*innen und YouTuber*innen (23,3%). Diejenigen, die regelmäßig Nachrichten in den sozialen Medien rezipieren, lesen mehrheitlich auch weiterführende Informationen, Kommentare und Diskussionen zu diesen Beiträgen. Auch teilen 22,5 Prozent Artikel mit anderen und 20,6 Prozent nehmen selbst am Diskurs in der Kommentarsektion teil.

Problematisch ist allerdings die Anzahl an Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich (fast) ausschließlich auf die sozialen Medien für ihre Nachrichten verlassen: 36,8 Prozent geben an, Informationen hauptsächlich oder sogar exklusiv über die sozialen Medien aufzunehmen. Zwar nutzen die meisten somit dennoch entweder soziale Medien und andere Quellen gleichermaßen oder präferieren sogar andere Informationsangebote, allerdings kann der relativ große Anteil, der nicht auf andere Quellen zurückgreift, nicht unbeachtet gelassen zu werden. Denn eine solche Einschränkung der Informationsquellen führt dazu, dass Informationen schwerer über verschiedene Quellen hinweg verifiziert werden können und kann zur Verbreitung von Desinformation beitragen.

Unsere weiterführenden Angebote

Deswegen ist es wichtig, Jugendliche im Umgang mit verschiedenen Mediengattungen zu schulen und ihnen beizubringen, sich ihre Meinung auf der Basis von vielen unterschiedlichen Quellen zu bilden. Die folgenden Lehrmaterialien sollen Lehrkräfte dabei unterstützen, Schüler*innen im schulischen Kontext über Themen wie Desinformation, Meinungsbildung und Nachrichtenproduktion zu unterrichten:

Vorgestellt: Neue Videoreihe „Mehr Durchblick mit…“ gegen Desinformation und Hate Speech | weitklick

Das Blended-Learning-Fortbildungsprogramm weitklick hat eine neue fünfteilige Videoreihe mit dem Titel „Mehr Durchblick mit…“ veröffentlicht. Die Videos sollen Kindern und Jugendlichen einen niederschwelligen Einstieg in das Themenfeld Desinformation und Hate Speech bieten. Denn gerade diese Altersgruppe ist laut der neusten JIM-Studie vermehrt einer Flut an Desinformation ausgesetzt und muss lernen, dieser zu begegnen.

In den Videos erklären Fachkräfte aus der Medienbranche anhand von Beispielen aus ihrer Berufspraxis, wie Desinformation und Hass in den Medien und auf Social Media aussehen können. Außerdem geben sie praktische Tipps zum Umgang mit beiden Phänomenen. Die Videos sind zwei bis vier Minuten lang und setzen kein Vorwissen voraus, weshalb sie sich für den Einsatz im Unterricht oder in außerschulischen Bildungsprojekten eignen. Sie empfehlen sich für Schüler*innen ab der 7. Klasse.

Die Videoreihe im Überblick

Die fünf Videos befassen sich mit unterschiedlichen Facetten von Desinformation und Hate Speech wie der Einschätzung der Seriosität von Quellen, dem Einsatz von KI bei der Verbreitung von Desinformation und dem Zusammenhang zwischen Desinformation und Hate Speech. Die Themen und Referent*innen sind im Detail hier aufgelistet:

  1. „Wie kann ich seriöse von unseriösen Nachrichtenquellen auf Social Media unterscheiden?“ mit Minh Thu Tran (Journalistin & Podcasterin)
  2. „Wie erkenne ich Desinformation und was kann ich dagegen tun?“ mit Pascal Siggelkow (ARD-faktenfinder)
  3. „Was verändert sich durch KI in Bezug auf Desinformation?“ mit Cristina Helberg (Journalistin & Medientrainerin)
  4. „Was ist Hate Speech und was kann ich dagegen tun?“ mit Fluky (Referent*in für politische Bildung)
  5. „Wie hängen Desinformation und Hate Speech zusammen?“ mit Charlotte Lohmann (Expertin für Medienkompetenz)

Die Videos sind kosten- und werbefrei und können unter www.weitklick.de/videoreihe über YouTube gestreamt oder direkt heruntergeladen werden. Es stehen Untertitel auf Deutsch, Englisch, Türkisch, Arabisch und Russisch zur Verfügung.

Vorgestellt: Unterrichtsmaterial „Influence is everywhere! Informationskompetenz und Social Media“ | Media Smart e.V.

Die medienpädagogische Bildungsinitiative Media Smart e.V. hat eine neue Folge ihrer Reihe Media Snacks unter dem Titel “Influence is everywhere!“ Informationskompetenz als Schlüsselqualifikation im Zeitalter von Social Media” veröffentlicht. Sowohl im Alltag als auch in der digitalen Welt sind wir ständig verschiedenen Botschaften ausgesetzt. Oft merken wir dabei selbst nicht, dass wir gerade beeinflusst werden, da wir Desinformation, von Algorithmen selektierte Inhalte oder versteckte Produktplatzierungen nicht immer sofort erkennen.

Genau darauf versucht das Projekt “Influence is everywhere!” aufmerksam zu machen. Das Bildungspaket ist darauf ausgelegt, jungen Menschen bei der Informationssuche und -verarbeitung zu helfen und ihnen beizubringen, beeinflussende Inhalte zu erkennen. Klassische Arbeitsblätter werden dabei mit interaktiven Unterrichtseinheiten und Interviews gekoppelt, um ein vielfältiges und ansprechendes Angebot für die Klassenstufen 6 bis 8 zu gestalten. Das Material ist fächerübergreifend und flexibel im z.B. Deutschunterricht oder der Gesellschaftslehre einsetzbar.

Die Inhalte des Bildungspakets kurz vorgestellt

Im 1. Kapitel “Grundlagen der (Medien-)Sozialisation” werden digitale Interaktionen näher beleuchtet und kritisch betrachtet. Uns wird unsere eigene Rolle als Empfänger*innen vor Augen geführt und welche Arten von Beziehungen wir beim Konsum von Inhalten mit deren Sender*innen eingehen. Auch unser eigener Einfluss durch z.B. Kommentare im Internet auf das Verhalten und die Medienrezeption anderer wird verdeutlicht und wie Interaktionen im Netz sich rückwirkend wieder im analogen Leben bemerkbar machen.

Das 2. Kapitel “Ein kritischer Blick auf Informationen im Netz” fokussiert sich anschließend dazu auf die Macht von Falschnachrichten und Werbeplatzierungen auf Meinungsbildungsprozesse und die eigenen Emotionen. Im 3. Kapitel “Digitale Medien als Mutmacher” wird die positive Seite digitaler Medien thematisiert. Hier wird betont, dass Kanäle wie soziale Netzwerke selbstverständlich nicht nur für das Verbreiten böswilligen Gedankengutes und negativer Berichterstattung genutzt werden können, sondern  junge Menschen auch zu Aktivismus und sozialem Engagement mobilisieren können. Im 4. Kapitel “Das Einmaleins der Informationskompetenz” werden Materialien und  praxisbezogene Methoden bereitgestellt, wie Kinder und Jugendliche lernen können,  kompetent mit Beiträgen in den sozialen Netzwerken und auf Nachrichtenseiten umzugehen, Quellen zu überprüfen und selbst zu recherchieren.

Screenshot: „Influence is everywhere!“, mediasmart.de

Das Lehrmaterial im Fokus

Die wachsende Informationsflut ist Teil des Lebens von Kindern und Jugendlichen und wird sie auch in Zukunft begleiten, kann auf sie aber überwältigend wirken. Deswegen wird es immer wichtiger, junge Menschen schon früh mit Kompetenzen auszustatten, auf die sie folglich ihr ganzes Leben lang zurückgreifen können. Dafür ist es jedoch wichtig, erst einmal ein Interesse für die Thematik aufzubauen, was mit den Unterrichtsentwürfen und Arbeitsmaterialien von Media Smarts erleichtert werden soll: Durch das vielfältige Angebot wird es Lehrkräften ermöglicht, jedes Kind individuell anzusprechen und ihnen die Schwerpunkte des Bildungspakets auf verschiedenste Weisen näher zu bringen.

Jeder Unterrichtsabschnitt wird von einem Erklärvideo begleitet und Erlerntes kann durch interaktive Quizze spielerisch gefestigt werden. Auch weiterführendes Material zur Analyse und als Anregung für Diskussionen wird bereitgestellt: Von einer Liste von Influencerbeiträgen, die es auf womöglich problematische oder hilfreiche Inhalte zu untersuchen gilt bis hin zu einem Interview mit der Klimaaktivistin Fabia Klein von Fridays for Future als Beispiel für die positiven Auswirkungen der sozialen Netzwerke auf das alltägliche Leben ist alles mit dabei. Lehrkräfte werden ebenfalls dabei unterstützt, in den Austausch mit Eltern zu treten und es wird zu einem dynamischen Dialog zwischen Schulen, Schüler*innen und Eltern angeregt.

Erklärvideo: Joshua im Informationsdschungel | Media Smart e.V.

Über Media Smart e.V.

Media Smart e.V. ist eine gemeinnützige Bildungsinitiative, die die Medien- und Werbekompetenz von Kindern und Jugendlichen fördert. Ihre Angebote setzen sich aus kostenfreien, medienpädagogischen Bildungsmaterialien wie den Media Snacks und Beiträgen rund um Medien und Werbung auf den sozialen Netzwerken zusammen.

Das Projekt “Influence is everywhere!” wurde durch die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) gefördert. Der Verein wird durch die Unternehmen Ad Alliance GmbH, Ferrero, Hasbro, LEGO, Mattel, MediaCom Agentur für Media-Beratung, Omnicom Media Group Germany (OMG) und SUPER RTL Fernsehen GmbH unterstützt.

IPSOS-Studie 2023: Digitale Kompetenzen aus der Sicht der Eltern

Angetrieben durch die Coronapandemie ist die Digitalisierung im Bildungswesen in den vergangenen Jahren rapide fortgeschritten. Diese Entwicklung stellt eine Herausforderung für Schulen, Lehrkräfte sowie Eltern dar, die sich an neue digitale Tools gewöhnen und Online-Risikofaktoren entgegenstehen müssen. Wie auch im Vorjahr hat sich die IPSOS-Studie, die erneut von der Vodafone Group Foundation in Auftrag gegeben wurde, mit dieser Problematik beschäftigt. Diesmal liegt der Fokus der Studie jedoch nicht auf den Lehrkräften, sondern auf dem Eindruck der Eltern von der Digitalisierung an Schulen. Die Studie gibt Lehrkräften und Bildungseinrichtungen wichtige Einblicke in die Sichtweise und Wünsche der Eltern bezüglich digitaler Kompetenzen, die es zu beachten und umzusetzen gilt.

Wie Eltern digitale Kompetenzen einschätzen

In der diesjährigen IPSOS-Studie wurden 1.000 Eltern aus Deutschland darum gebeten, ihre eigenen digitalen Kompetenzen einzuschätzen. 29% der deutschen Eltern würden sich selbst als „Expert*innen“ im Umgang mit digitalen Technologien einschätzen, während ein Drittel sich zumindest als „fortgeschritten“ in diesem Bereich betrachtet. Die übrigen 36% haben hingegen weniger vertrauen in ihre Kenntnisse und würden sich eher als „Anfänger*innen“ bezeichnen. Damit verzeichnet Deutschland zwar etwas mehr „Expert*innen“ als der europäische Durchschnitt (27%), steht ihm jedoch deutlich an „Fortgeschrittenen“ (43%) nach.

Ungeachtet der eigenen digitalen Kompetenzen sehen alle Eltern die digitale Bildung ihres Kindes als wichtig an. Vor allem halten sie es für unerlässlich, dass Kinder sich wichtige Kompetenzen für das digitale Zeitalter wie die „21st Century Skills“ aus der vorherigen Studie aneignen. Fast 80% der Befragten versprechen sich von einer hochwertigen digitalen Bildung auch einen Zugang zu besseren Informationsquellen und den leichteren Umgang mit interaktiven Lernmethoden. Besonders für das spätere Berufsleben halten 79% der Eltern digitale Kompetenzen für wichtig. Gleichzeitig sind sie sich auch den Risiken bewusst, die digitale Technologien bergen können. So fürchten Eltern insbesondere die Schwächung traditioneller Kompetenzen wie Handschrift oder das Lesen von Büchern, aber auch gesundheitliche Folgen durch die Abhängigkeit von digitalen Geräten und Cybermobbing.

Forderungen an Schulen und den Staat

Die meisten Eltern haben eine klare Vorstellung davon, wie und welche digitale Kompetenzen vermittelt werden müssen und welche Ressourcen für eine gute digitale Bildung notwendig sind. Die überwiegende Mehrheit fordert eine fächerübergreifende Aufarbeitung von Themen rund um die Digitalisierung und findet, dass die Aneignung digitaler Kompetenzen ein zentrales Lernziel an Schulen sein sollte. Dabei sollten jedoch soziale Kompetenzen wie kritisches Denken, Empathie und Resilienz nicht vernachlässigt werden. Auch sollten ihnen zufolge europaweit einheitliche Standards für die digitale Bildung an Schulen eingeführt werden.

Zudem sollen schon früh digitale Technologien im Unterricht eingesetzt werden. Fast die Hälfte der Eltern wünscht sich die Einbindung von Technik in den Lehrplan ab einem Alter von 8 bis 10 Jahren. Dazu soll vor allem der Staat finanzielle Mittel liefern, um die technische Ausstattung an Schulen weiter auszubauen. Der Werkzeugkasten „Lernen & Lehren mit Apps“ sammelt stetig neue Tools für Lehrkräfte, um dieser Bitte Folge zu leisten. Tablets, Laptops und Smartphones gehören zu den derzeit am weitesten verbreiteten Geräten an Schulen und die Tools sind dazu passend auf immer mindestens einem dieser Geräte verfügbar. Mit ihnen lässt sich sowohl der Präsenz- wie auch Onlineunterricht interaktiv und abwechslungsreich gestalten.

Nicht zuletzt befürchtet ein Fünftel der Eltern, dass Lehrkräfte nicht ausreichend dafür ausgebildet sind, um digitale Kompetenzen zu vermitteln. Sie fordern deswegen mehr Fortbildungen, Beratungen und Hilfen für Lehrer*innen und Pädagog*innen. Das Blended-Learning-Fortbildungsprogramm weitklick stellt eine solche Option für Lehrkräfte dar und ermöglicht es ihnen, sich selbstständig und im eigenen Tempo Inhalte zu erschließen. Der Fokus der Online-Weiterbildung liegt dabei auf dem Thema Desinformation und schneidet weitere Bereiche wie Hate Speech und Meinungsbildung an. Die Unterrichtseinheiten von Medien in die Schule bieten eine zusätzliche Hilfestellung für Lehrende. Deren Module und vielfältige Arbeitsmaterialien können entweder direkt im Unterricht umgesetzt werden oder der Orientierung und Inspiration für eigene Lehrinhalte dienen. Die Einheit „Jugendliche online. Zwischen Information, Interaktion und Unterhaltung“ ist ein guter Einstieg in relevante Themen der Onlinenutzung wie den sicheren Umgang mit persönlichen Daten, Kommunikation im Netz, sicheres Suchen und Unterhaltung.

KIM-Studie 2022: 79 Prozent der Eltern wünschen sich Medienkompetenz als Schulfach

Seit 1999 führt der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest regelmäßig die KIM-Studie durch, bei der er den Medienalltag von Kindern zwischen 6 und 13 Jahren erfasst. Im vergangen Jahr befragte der Verbund 1.219 Kinder aus ganz Deutschland, sowie deren primären Erziehungsberechtigten, zu ihrer Mediennutzung, Problemen und Gefahren beim Umgang mit Medien und zu Regelungen und Jugendschutzmaßnahmen innerhalb der Familie.

Dabei wurde auch ein Augenmerk auf den Einsatz von Medien in der Schule und zu Hause als Vorbereitung für den Unterricht, sowie auf die Bedeutung und Funktion von Bildungsinstitutionen für die medienpädagogische Entwicklung der Kinder gelegt. Obwohl sich mit 78% der Großteil der Eltern selbst ebenfalls in der Verantwortung für die Medienerziehung ihres Kindes sieht, schätzen sie die Schule mit 83% als noch wichtiger ein. 79% aller Erziehungsberechtigten fordern sogar Medienkompetenz als festes Schulfach.

Wie der derzeitige Medienalltag von Kindern aussieht

Mit der steigenden Prävalenz von Smartphones und Handys im Alltag wächst auch der Anteil an Kindern mit einem eigenen Mobiltelefon stetig. Mehr als die Hälfte aller 6- bis 13-Jährigen besitzen nun entweder ein eigenes Gerät oder haben freien Zugang zu einem. Zwar werden klassische Freizeitaktivitäten wie das Treffen mit Freunden, das Spielen draußen oder Sport treiben immer noch von den meisten Kindern bevorzugt, jedoch wird ein immer größerer Teil der eigenen Zeit Medien gewidmet. Mit 71% steht das Handy damit als Lieblingsgerät weit vorne, gefolgt vom Tablet (56%) und dem Fernseher (53%). Auch digitale Spiele und das Internet gehören zu den liebsten medialen Beschäftigungen von Kindern.

Da Smartphones portabel sind, folgen sie den Kindern im Gegensatz zu Konsolen oder Fernsehern überall hin: auch in die Schule. Mit 85% ist die Schule der zweithäufigste Ort, an den Kinder ihr Handy regelmäßig mitnehmen. Auch wenn das Handy während der Pausen bei den meisten Kinder in der Tasche bleibt, nutzt es jedes Fünfte täglich auf dem Schulweg. Selbst zu Hause sind Handys und Laptops für den Schulalltag wichtig. 58% aller Kinder sind Mitglied einer Klassengruppe, in der sie sich mit Klassenkameraden austauschen und über Hausaufgaben und Neuigkeiten informieren können. Solche Gruppen sind zentral für die Schullaufbahn geworden und werden sogar von der Mehrheit der Eltern als wichtig empfunden. Die Hälfte der Erziehungsberechtigen ist sogar der Meinung, es wäre ein Nachteil für ihr Kind, wenn es kein Teil einer solchen Gruppe wäre. Zudem nutzen viele Kinder das Internet für die Recherche von Themen für den Unterricht, das Schreiben von Texten, für Lernprogramme oder das Verfolgen von Nachrichten und Berichterstattungen.

Auch in der Schule selbst wird vermehrt auf digitale Strategien gesetzt: Rund ein Fünftel der Schulen ist mit Whiteboards oder Smartboards, Computern oder Laptops, Tablets und/oder Handys ausgestattet. In höheren Klassenstufen werden auch vermehrt Schulclouds und -messenger eingesetzt, auf die oft auch von zu Hause zugegriffen werden kann. Unter anderem werden diese Medien und Geräte für Recherche oder das Gucken von Filmen oder Videos für den Unterricht verwendet.

Materialien für den Unterricht: Herausforderungen und Risiken bei der Mediennutzung entgegenwirken

Laut der Studie darf knapp die Hälfte der Kinder das Internet selbstständig und ohne Aufsicht nutzen. Jedoch setzen nur wenige Haushalte auf technische Jugendmedienschutzangebote wie Filtersoftwares, Schutzprogramme oder spezielle Einstellungen und Benutzerkonten für Kinder. Ein Drittel der Eltern ist ebenso der Meinung, dass ein Programm allein ausreicht, um ihr Kind im Internet zu schützen und keine weitere persönliche Betreuung mehr nötig ist.

Das führt dazu, dass Kinder beim Spielen oder bei der Recherche im Internet auf Inhalte stoßen, die nicht für sie geeignet sind. 12% der Kinder sind schon einmal auf Inhalte gestoßen, für die sie entweder zu jung waren, die ihnen Angst eingeflößt haben oder ihnen unangenehm waren. Dazu zählen z.B. Gewaltdarstellungen, Pornografie, problematische Werbungen oder extremistische Inhalte. Vor allem Mädchen begegnen häufig sexualisierten und erotischen Inhalten, die für ihr Alter unangemessen sind.

Laut Eltern sollen Kinder im Schulfach Medienkompetenz deswegen lernen, Risiken und problematische Situationen im Internet zu erkennen und mit ihnen umzugehen. Ein hilfreiches Angebot dazu ist das Modul „Jugendmedienschutz im Internet“ von Medien in die Schule, in dem Kinder mit möglichen Risikosituationen und ungeeigneten Inhalten vertraut gemacht werden.

Zu den Problemen im Internet zählen unter anderem Cybermobbing und Cybergrooming: So gab ein Viertel der Schüler*innen an, dass mindestens ein*e Mitschüler*in aus ihrer Klasse aus der Klassengruppe ausgeschlossen wurde, weil sie oder er zu unbeliebt sei. Weitere 6% sagten aus, dass sie im Internet schon einmal eine unangenehme Bekanntschaft gemacht haben, die Hälfte davon sogar mehrmals. Jedes zehnte Kind hatte auch im Freundeskreis schon einmal Probleme, weil peinliche Fotos oder Videos oder sogar Nacktfotos und Pornos verbreitet wurden. Auch Gerüchte über Personen im sozialen Umfeld beeinflussen Kinder stark negativ. Das Modul „Kommunikation im Netz“ soll bei der Orientierung im Internet und der Bewältigung schwerer Situationen helfen, sowie Kindern den korrekten Umgang mit anderem im Netz beibringen. Des Weiteren lehrt die Einheit „Hass in der Demokratie begegnen“, wie man Hate Speech und Extremismus im Internet erkennen kann und beleuchtet deren Konsequenzen, um Kinder vor negativen Nachrichten und Kommentaren und gewaltverherrlichenden und extremistischen Inhalten zu schützen.

Durch den vermehrten Gebrauch von digitalen Medien in der Schule stehen Lehrkräfte immer stärker in der Verantwortung für die mediale Sicherheit ihrer Schüler*innen. Angebote wie Medien in die Schule sollen Lehrer*innen und Pädagog*innen dabei unterstützen, die Medienbildung von Kindern in Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten zu fördern.

Weitere Unterrichtsmaterialien 

Medienkompetenz gemeinsam fördern: Neue Materialien für Elternarbeit von weitklick

Im digitalen Zeitalter stellt Desinformation eine wachsende Herausforderung dar — sowohl in der Schule als auch zu Hause. In einer aktuellen Umfrage gaben 57 Prozent der Eltern in Deutschland an, besorgt zu sein, dass ihre Kinder im Internet mit Desinformation konfrontiert wird. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften und Eltern ist deswegen von entscheidender Bedeutung, um die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen nachhaltig zu stärken.

Anlaufstellen, Materialien und Tipps: Neue Hilfsmittel für die Elternarbeit

Das Blended-Learning-Fortbildungsprogramm weitklick unterstützt Lehr- und pädagogische Fachkräfte deswegen nicht nur dabei, das Thema Desinformation für den Unterricht aufzubereiten, sondern bietet ab sofort auch umfangreiche Ressourcen für eine engere medienpädagogische Elternarbeit an. Dazu gehören eine bundesweite Liste von Anlaufstellen, ein Materialpaket zur Durchführung eines Elternabends zum Thema Desinformation und ein Blogbeitrag von Dr. Sophie Reimers (Eltern-Medien-Beratung bei der AKJS Brandenburg) mit konkreten Praxistipps für Lehrkräfte zur Elternarbeit.

Durch die Übersicht an Anlaufstellen und medienpädagogischen Projekten sollen Lehrkräfte leichter Zugang zu professioneller Unterstützung und Expert*innen finden. Diese können unter anderem als Referent*innen zu Elternabenden eingeladen werden. Weiterhin stellt das Materialpaket alles bereit, was für einen solchen Elternabend benötigt wird, von einer Präsentation über einem Ablaufplan, Skript, Elternbrief, Handout und bis hin zu einer kurzen Videoreihe. Der Blogbeitrag „Mit den Eltern gemeinsam gegen Desinformation – 8 Tipps wie Sie Eltern erreichen“ bietet darüber hinaus einen Überblick über wichtige Punkte, die bei der Kommunikation mit Eltern für eine reibungslose Zusammenarbeit beachtet werden müssen. Des Weiteren können auch die bereits bestehenden Materialien von weitklick nach der Zielgruppe „Eltern“ gefiltert werden. All diese Ressourcen sollen gemeinsam zu einer produktiven und wirksamen Elternarbeit beitragen.